Um 1900 bestellten sowohl die Französische Staatsbahn (ETAT), als auch die Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn (PLM) und die Paris-Orleans-Bahn (PO) Dampflokomotiven bei der us-amerikanischen Lokomotivfabrik Baldwin Locomotive Works. Über die Gründe wurde schon viel spekuliert, vermutlich waren es damals zum einen zu geringe Kapazitäten bei einheimischen Lokomotivfabriken und zum anderen einfach die Neugierde diese so ganz anders gebauten Maschinen einmal zu testen.
220
Bereits 1899 kaufte die ETAT bei Baldwin elf Dampfloks mit der Achsanordnung 220. Sie erhielten die Nummern 2.801 - 2.806 und 2.851 - 2.856 (die ersten sechs waren Verbundlokomotiven).
Nr. 2805 |
221
Zwischen 1900 und 1902 bestellten ETAT und PLM je zehn Dampflokomotiven mit der Achsanordnung 221 in ebenso typisch amerikanischer Bauweise.
Bei der ETAT erhielten sie die Nummern 2.901 bis 2.910, später 220-001 bis 220-010. Bei der PLM bekamen sie die Nummern 2991 - 3000.
Die Maschinen der PLM wurden bereits bis 1919 außer Dienst gestellt und verschrottet. Bei der ETAT war das letzte Exemplare bis 1930 im Einsatz.
Nr. 2903 |
Nr. 2902 Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier. |
230
1899 bestellte die PO 30 Dampflokomotiven mit der Achsanordnung 230, die bis 1901 ausgeliefert wurden. Sie bekamen dort die Nummern 1771 - 1800.
Diese US-Maschinen waren mit am längsten im Einsatz, 1934 waren noch 27 Exemplare im Dienst.
Das Bild rechts zeigt Lok Nr. 1774 und stammt von Grace's Guide to British Industrial History
Eine bayerische Amerikanerin in Frankreich
1899 kaufte die Bayerische Staatsbahn zwei sehr ähnliche Maschinen, aber mit der Achsanordnung 140 bei Baldwin. Eine davon kam nach dem Krieg als Reparation zur ETAT und hatte dort die Nummer 140-906.
Das Bild rechts zeigt die Lokomotive in der Bayerischen Ursprungsversion 1899.
Ende der US-Lokomotiven der ETAT
Die Wartungskosten der verschiedenen amerikanischen Maschinen waren aufgrund der einfachen Konstruktion zwar geringer, dafür aber der Kohleverbrauch deutlich höher. Alles in allem zeigten diese Loks keinerlei Überlegenheit zu einheimischen Baureihen, sodass man sich wieder auf die bewährten franzosischen Konstrukteure und Lokfabriken verlies.
Zumindest bis 1911, wo man sich entschied Dampflokomotiven britischer Bauart zu testen. Hauptartikel: 230 ETAT 321 - 370
Am längsten von allen war die 1899 gebaute Verbund-Dampflokomotive 2803 im Dienst. Sie wurde 1932 stillgelegt.
Trivia
Auch die Belgischen Staatsbahnen (ETAT belge) kauften 1899 Lokomotiven bei Baldwin: EB Type 31
Quellen
Locomotive Engineering, New York, August 1899, Dezember 1899 und März 1900
American Engineer and Railroad Journal, New York, Mai 1900
The Engineering Magazine, New York, Juni 1902
Weblinks
http://roland.arzul.pagesperso-orange.fr/materiel/traction/baldwin.html — Baldwin-Lokomotiven der ETAT (in französisch)
http://wikiplm.railsdautrefois.fr/wikiPLM/index.php?title=221,_n%C2%B0_2_991_%C3%A0_3_000_du_PLM — Eintrag im französischsprachigen wikiPLM - mit Fotos !
https://fr.wikipedia.org/wiki/221_PLM_2991_%C3%A0_3000 — Eintrag in der Französischen Wikipedia
http://wikipo.railsdautrefois.fr/wikiPO/index.php?title=230_n%C2%B0_1_771_%C3%A0_1_800_du_PO — Eintrag im französischsprachigen wikiPO - mit Fotos !