Bei seiner Ankunft in Frankreich im Jahr 1917 hat US General Pershing schnell die Mängel der Eisenbahnen in Frankreich bezüglich Bewegung von Truppen und deren Logistik erkannt. Ab dem 1. September begann er mit der Verbesserung der Schieneninfrastruktur und gab der US Industrie den Auftrag zusätzliche Fahrzeuge zu fertigen.
Um Truppen und Material in die Operationsgebiete zu senden, wurden ab Ende 1917 in den USA komplett vorgefertigte Wagen verschifft und anschließend in La Rochelle zusammengebaut. Insgesamt wurden rund 39000 Güterwagen gebaut. Darunter waren 13.727 Gedeckte Wagen, 1.449 Kühlwagen, 8.923 offene Güterwagen, 11.276 Flachwagen, 4.256 Rungenwagen. Allen Waggons gemeinsam war eine identische Baulänge von 36‘ 23/4“ = ca. 11,5m. Außerdem wurden folgende spezielle Wagen gebaut: 1.749 Kesselwagen, 552 Schotter Wagen auf einem auf ca. 9,60m gekürzten Chassis, 50 Kipper mit Drehgestellen, 150 Kipper mit nur 2 Achsen, 240 40-Tonnen Flachwagen zum Transport von Panzern, 2 100-Tonnen Spezial-Flachwagen und 5 Flachwagen mit Kranaufbau.
Das 1. Bild rechts zeigt einen der ersten Wagen, der Ende 1917 testweise noch in den USA zusammengebaut wurde.
Die Montage der Drehgestelle und Unterbauten fand durch die Pionierabteilungen der amerikanischen Armee in Industriebetrieben rund um Saint-Nazaire statt, die Endmontage wiederum in La Rochelle. Zumindest teilweise bekamen die Wagen eine Tarnlackierung (2. Bild). Alle Wagen befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz des ATS (Army Transport Service), einem Vorgänger des 1942 gegründeten USATC (United States Army Transport Corps). Nach Beendigung des Krieges wurde die gesamte Fertigung in Aytré, in der Umgebung La Rochelles gelegen, zentralisiert.
Nach 1920 wurden diese Wagen durch das französische Transportministerium aufgekauft, um dann als Entschädigung für Kriegsschäden an die verschiedenen großen Bahngesellschaften verteilt zu werden. Dabei erhielten sie die offizielle Bezeichnung TP, dies steht für "Travaux Publics".
1921 erhielten die Eisenbahngesellschaften ihre Anteile an TP Güterwagen:
EST = 1.702 Stück
NORD = 11.826 Stück
ETAT = 7.598 Stück
PO = 4.000 Stück
Midi = 2.500 Stück
PLM = 6.300 Stück
Besonders erwähnenswert ist eine 1916 erfolgte Lieferung von 1.700 Wagen der Bauart Plattform mit geschlossenem Bremserhaus durch die Middletown Car Co. an die ETAT die nicht als offizielle TP Wagen gekennzeichnet wurden aber dieser Bauart sehr nahekamen. Dies erklärt auch, warum sich die Ausstattung der späteren TP Wagen bei Puffer, Bremserhäusern, Toren, Ladeklappen, Abdeckungen und Seitenklappen an den Konstruktionen und Normen der ETAT orientierten.
Am Ende ihrer Tage hatten diese TP Wagen zahlreiche Modifikationen und Umbauten (z.B. Anpassungen der normalen Apparaturen) sowie tiefer eingreifende Rekonstruktionen der Kastenaufbauten (z.B. Umbau von gedeckten Wagen auf Kühlwagen, von Flachwagen mit Seitenklappen auf welche ohne, mit oder ohne Rungen usw.) über sich ergehen lassen müssen.
Die Drehgestelle wurden später auch modernerer Technik angepasst und damit eine nicht unerhebliche Steigerung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Massive bauliche Reformen wurden vor allem in den 1960er Jahren an den Drehgestellen und Sicherheitseinrichtungen vorgenommen um diese Wagen dann im UIC Verbund laufen lassen zu können. Ausgenommen von den Umbauten waren in diesen Fall die gedeckten Kühlwagen deren Umbauten zu kostspielig gewesen wären und die deshalb verschrottet wurden. Davon ausgenommen blieb nur eine kleine Anzahl dieser Wagen, die umgebaut als Hilfswagen im Dienst blieben.
Allen TP Wagen hatten bis auf Ausnahme der Tank- und Schotterwagen das gleiche Chassis. Die Drehgestelle waren alle vom Typ Arch-Bar.
Einfach, aber sehr robust, waren sie sehr lange, bis in die 80er Jahre noch bei der SNCF in Einsatz.
Das Bild rechts zeigt einen Wagen, der 1921 zur PLM und 1938 zur SNCF kam. Es entstand am 27. Juni 1945 und stammt aus dem SBB Archiv, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
Andere ausländische Güterwagen in Frankreich
Unabhängig von den TP Güterwagen, gelangten ab 1915 viele Güterwagen auch aus Kanada und Großbritannien nach Frankreich. Aufgrund des ersten Weltkrieges und der damit verbundenen zerstörten Infrastruktur waren einige Eisenbahngesellschaften gezwungen benötigte Güterwagen im Ausland fertigen zu lassen.
Im Unterschied zu den TP Güterwagen, die ihre US-Amerikanische Herkunft nie verbergen konnten, wurden diese Güterwagen jedoch nach Plänen und Vorgaben der jeweiligen französischen Gesellschaft gebaut.
Hauptartikel: Im Ausland gebaute Güterwagen
Rund 7000 Güterwagen britischer Bauart wurden nach dem Ende des 2. Weltkrieges von der SNCF in Großbritannien gekauft.
Hauptartikel: Güterwagen SNCF T 562001 - 569000
Quellen
Railway Mechanical Engineer, New York, Oktober 1917
Railway and Locomotive Engineering, New York, November 1917 und Oktober 1918
Weblinks
https://de.ulule.com/wagons-centenaire/ — US-Bauartwagen
https://www.ree-modeles.com/infos/historique-modeles/489-historique-wagons-tp — Les Wagons TP